Top-Sharing – also das Teilen einer Führungsposition durch zwei Personen – ist eine spannende Möglichkeit, Führungsarbeit flexibler, vielfältiger und menschlicher zu gestalten. Gerade in Non-Profit-Organisationen, Vereinen und Verbänden, wo Engagement, Zusammenarbeit und Sinnstiftung im Zentrum stehen, kann Top-Sharing ein echter Gewinn sein. Doch: Es braucht gute Voraussetzungen, klare Strukturen – und vor allem den Willen aller Beteiligten.
Hier teilen wir zentrale Learnings aus der Praxis:
1. Alle müssen wollen – und zwar wirklich alle
Top-Sharing funktioniert nur, wenn alle Beteiligten überzeugt sind: Vorstand, Führungskräfte, Mitarbeitende. Es braucht ein gemeinsames Verständnis und die Bereitschaft, in den Start zu investieren. Denn: Zwei Personen einzuarbeiten, bedeutet doppelten Aufwand zu Beginn – aber auch doppeltes Potenzial.
Tipp: Frühzeitig und offen kommunizieren, warum Top-Sharing eingeführt wird und was es für alle bedeutet.
2. Ein Mindestpensum ist Pflicht
Führung braucht Zeit. Koordination auch. Wenn zwei Personen sich eine Stelle teilen, muss genug Pensum vorhanden sein, damit beide ihre Aufgaben gut erfüllen können. Ein 50%-Pensum zu teilen, macht in der Regel keinen Sinn – das wäre zu wenig für Führungsarbeit.
Faustregel: Mindestens 60–80% Gesamtpensum, idealerweise aufgeteilt in zwei 40–60%-Stellen.
3. Geduld und Reflexion zahlen sich aus
Top-Sharing ist ein Prozess. Es braucht mindestens ein Jahr, bis sich die Zusammenarbeit eingespielt hat. In dieser Zeit ist es wichtig, regelmässig innezuhalten und die Zusammenarbeit auf der Metaebene zu reflektieren: Passen wir zusammen? Vertrauen wir uns? Verstehen wir einander?
Investition in Coaching lohnt sich – für das Duo, aber auch für die Organisation.
4. Nicht jede Person ist für Top-Sharing gemacht
Top-Sharing ist nicht für alle. Es braucht bestimmte persönliche und zwischenmenschliche Voraussetzungen:
Persönliche Ebene
- Offenheit für andere Perspektiven
- Reflexionsfähigkeit
- Bereitschaft, Verantwortung zu teilen
- Keine Angst vor Kontrollverlust
Zwischenmenschliche Ebene (im Duo)
- Vertrauen und gegenseitiger Respekt
- Klare Kommunikation
- Gemeinsame Werte und Führungsverständnis
- Konfliktfähigkeit
Organisationsebene
- Unterstützung durch die Gesamtorganisation
- Klare Rollen und Zuständigkeiten
- Transparente Kommunikation nach innen und aussen
Strukturelle Voraussetzungen
- Genügend Zeit und Ressourcen für Koordination
- Gemeinsame Kalender, Tools und Prozesse
- Unterstützung durch HR und Geschäftsleitung
Fazit: Top-Sharing ist kein Selbstläufer – aber ein Gewinn
Wenn die Voraussetzungen stimmen, kann Top-Sharing in NPOs, Vereinen und Verbänden viel bewegen: Es fördert Diversität, ermöglicht Teilzeitführung und bringt neue Perspektiven in die Organisation. Wichtig ist, dass alle Beteiligten bereit sind, Zeit, Energie und Vertrauen zu investieren.
Die Einführung von Top-Sharing in einer Organisation ist ein Veränderungsprozess – und wie bei jeder Veränderung braucht es Begleitung, Kommunikation und Klarheit. Hier sind konkrete Schritte, wie du die Einführung wirkungsvoll unterstützen kannst:
Checkliste: Einführung von Top-Sharing
- Alle ins Boot holen – Vorstand, Führungskräfte und Mitarbeitende informieren und einbeziehen.
- Rahmen klären – Aufgaben, Pensum, Entscheidungsbefugnisse und Rollen definieren.
- Passung prüfen – Persönliche und zwischenmenschliche Voraussetzungen im Duo reflektieren.
- Strukturen schaffen – Tools, Kalender, Kommunikationswege und HR-Support bereitstellen.
- Coaching einplanen – Regelmässige Reflexion und externe Begleitung ermöglichen.
- Geduld haben – Mindestens ein Jahr Zeit geben, bevor Bilanz gezogen wird.